Fünf Fragen rund um HVO in der Busbranche

Hast Du schon mal von HVO gehört? Nein? Dann bleib‘ unbedingt dran! Und wenn Du bereits Experte auf dem Gebiet bist, sind wir sicher, dass Du in diesem Blogartikel noch etwas Neues rund um HVO und die Auswirkungen auf die Busbranche.

Viel Spaß beim Lesen!

HVO – was ist das genau?

Hydrotreated Vegetable Oil, kurz HVO, ist ein synthetischer Dieselkraftstoff, der durch die Hydrierung von pflanzlichen Ölen hergestellt wird. Dieser Prozess wandelt Fette und Öle in hochwertige, paraffinische Kohlenwasserstoffe um, die dieselähnliche Eigenschaften aufweisen. Der große Vorteil von HVO im Vergleich zu herkömmlichem Diesel oder Biodiesel liegt in seiner saubereren Verbrennung. HVO emittiert deutlich weniger Schadstoffe, wie Stickoxide und Partikel, und trägt somit zu einer erheblichen Reduktion der Umweltbelastung bei.

Klingt nach dem ersten Lesen gar nicht schlecht. Aber wie relevant ist das Thema HVO für die Busbranche und wird der synthetische Kraftstoff bereits für Fahrten mit dem Reisebus eingesetzt? Diese und weitere Fragen klären wir jetzt für Dich auf.

Wie wird HVO hergestellt?

HVO wird durch einen Prozess namens Hydrierung (oder Hydrobehandlung) hergestellt. Dabei werden pflanzliche oder tierische Fette und Öle bei hohen Temperaturen und unter hohem Druck in Gegenwart eines Katalysators mit Wasserstoff behandelt. Durch diese chemische Reaktion werden die Doppelbindungen der Fettsäuren gesättigt, und die Sauerstoffmoleküle werden entfernt, was zu einem Kohlenwasserstoffgemisch führt, das den Eigenschaften von herkömmlichem Dieselkraftstoff sehr ähnlich ist.

Dieser Prozess ermöglicht die Produktion eines hochwertigen Kraftstoffs, der frei von Schwefel und Aromaten ist und somit sauberer verbrennt als herkömmlicher Diesel. Ein weiterer Vorteil des Hydrierungsprozesses ist seine Flexibilität bezüglich der Rohstoffe. So können verschiedenste Arten von biobasierten Rohstoffen genutzt werden, was die nachhaltige Produktion von HVO unterstützt.

Wie nachhaltig ist die Herstellung und der Einsatz von HVO?

Die Nachhaltigkeit von HVO hängt stark von der Quelle der Rohstoffe und dem Herstellungsprozess ab. HVO wird aus erneuerbaren Ressourcen wie pflanzlichen Ölen (z.B. Rapsöl, Sojaöl), tierischen Fetten oder sogar aus Abfall- und Reststoffen hergestellt. Diese erneuerbaren Quellen machen HVO zu einer nachhaltigeren Alternative zu fossilen Brennstoffen.

Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass die Nachhaltigkeit von der Praxis der Rohstoffgewinnung beeinflusst wird. Die Verwendung von Pflanzenölen, die auf Flächen angebaut werden, die zuvor nicht landwirtschaftlich genutzt wurden, oder die Umwandlung von Naturflächen in Ackerland, kann negative Umweltauswirkungen haben. Eine wirklich nachhaltige Nutzung von HVO setzt daher voraus, dass die Rohstoffe verantwortungsbewusst bezogen werden. Idealerweise geschieht dies unter Nutzung von Abfall- und Reststoffen oder Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie.

Welche Auswirkungen hat die Nutzung von HVO auf die Reichweite?

Die Nutzung von HVO als Kraftstoff in Reisebussen hat üblicherweise einen geringfügigen bis keinen negativen Einfluss auf die Reichweite der Fahrzeuge im Vergleich zu herkömmlichem Dieselkraftstoff. Dies liegt daran, dass HVO eine ähnliche Energiedichte wie herkömmlicher Diesel aufweist. Die geringfügigen Unterschiede in der Energiedichte zwischen HVO und Diesel sind in der Praxis oft nicht relevant, sodass Busunternehmer und Busfahrer keine signifikante Veränderung in der Reichweite ihrer Fahrzeuge feststellen sollten.

Wird HVO bereits für Reisebusse genutzt?

In verschiedenen Teilen der Welt beginnen Betreiber von Reisebussen bereits, HVO als Alternative zu Diesel zu nutzen. Vorreiter in Europa haben gezeigt, dass der Umstieg auf HVO nicht nur machbar, sondern auch vorteilhaft ist, indem sie eine erhebliche Verringerung der Emissionen und eine Verbesserung der Luftqualität in städtischen Gebieten erreichen.
Auch in Deutschland wird HVO bereits in der Busbranche eingesetzt, insbesondere als Teil der Bemühungen, den öffentlichen Verkehr und die kommerziellen Fuhrparks nachhaltiger zu gestalten. Verschiedene Verkehrsbetriebe und Busunternehmen haben begonnen, HVO zu testen oder in ihren Betrieb zu integrieren.

Dieses Projekt der Deutschen Bahn zeigt, wie erfolgreich der Einsatz von HVO bei Bussen sein kann: mehr über das Projekt lesen.

Wie sieht die Zukunft von HVO in der Busbranche aus?

Die Frage aller Fragen: welches Potential hat HVO zukünftig für die Busbranche? Es gibt verschiedene Ansätze und Perspektiven, die aktuell diskutiert und getestet werden. Folgende Ansätze sind aktuell denkbar:

  • Vollständige Umstellung auf HVO: Busunternehmen könnten eine vollständige Umstellung ihrer Dieselbusse auf HVO anstreben, um Vorteile in Bezug auf die Reduzierung von Emissionen und die Verbesserung der Luftqualität zu erzielen. Da HVO in bestehenden Dieselmotoren ohne technische Änderungen verwendet werden kann, ist dies ein relativ einfacher und effektiver Ansatz.
  • Kombinierter Einsatz mit anderen erneuerbaren Kraftstoffen: HVO könnte auch in Kombination mit anderen erneuerbaren Kraftstoffen oder Technologien eingesetzt werden, um die Umweltauswirkungen weiter zu minimieren. Beispielsweise könnte die parallele Nutzung von HVO und Biodiesel oder die Integration von Hybridantrieben, die teilweise auf HVO basieren, den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen zusätzlich reduzieren.
  • Einsatz in spezialisierten Anwendungsbereichen: Für bestimmte Busbetriebe oder Einsatzbereiche, in denen die Nutzung von Elektrobussen oder anderen alternativen Antrieben aufgrund von Reichweitenbeschränkungen oder infrastrukturellen Herausforderungen nicht praktikabel ist, könnte HVO eine ideale Lösung darstellen. Dies umfasst beispielsweise den Langstrecken-Reiseverkehr oder den Betrieb in ländlichen Gebieten.
  • Forschung und Entwicklung: Die Weiterentwicklung der Produktionstechnologien für HVO könnte zu effizienteren Herstellungsverfahren, einer besseren Verfügbarkeit und niedrigeren Kosten führen. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind entscheidend, um die Nachhaltigkeit von HVO weiter zu verbessern, insbesondere im Hinblick auf die Nutzung von Abfallstoffen und nicht für den Lebensmittelmarkt geeigneten Rohstoffen als Ausgangsmaterial.
  • Politische Unterstützung und Förderprogramme: Eine verstärkte politische und regulatorische Unterstützung in Form von Förderprogrammen, Steuererleichterungen oder Subventionen könnte den Übergang zu HVO in der Busbranche beschleunigen. Solche Maßnahmen könnten dazu beitragen, die Anfangsinvestitionen für Busunternehmen zu senken und die Infrastruktur für die Bereitstellung und Nutzung von HVO zu verbessern.

Was hältst Du von dem Einsatz von HVO bei Reisebussen? Wir sind gespannt auf Deine Meinung und halten Dich wie immer auf dem Laufenden!

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