EM 2024: Mobilitätskonzept für eine nachhaltige Fußball-Europameisterschaft

Fußball auf Spielfeld

Die Fußball-Europameisterschaft der Männer findet 2024 in Deutschland statt. Nach der EM 1988 ist es erst das zweite Mal, dass Deutschland zum Austragungsort des Sportereignisses wird. Anpfiff für das Eröffnungsspiel ist am 14. Juni 2024, das Finale ist für den 14. Juli angesetzt. 

Möchtest Du bei den Spielen live dabei sein, kannst Du Dich seit dem 3. Oktober auf dem Online-Portal der UEFA um Tickets bewerben. Da die Nachfrage vermutlich weitaus größer sein wird als die Anzahl vorhandener Eintrittskarten, entscheidet das Los, wer ein Ticket erhält.

Aus sportlicher Sicht könnte die EM 2024 der deutschen Nationalmannschaft eine Chance geben, sich vom frühen Ausscheiden bei der vergangenen Weltmeisterschaft zu erholen. 

Aus gesellschaftlicher Sicht hoffen das Bundesinnenministerium (BMI) und die UEFA, dass die EM ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit verbreitet. 

Auch touristisch ist die EM von Bedeutung, zieht sie doch Millionen von Besuchern aus dem In- und Ausland an. Allein Berlin rechnet mit 2,5 Millionen Gästen. 

Die müssen natürlich erst einmal in die Stadt und dann zum Stadion kommen. Damit das ebenso reibungslos wie umweltfreundlich funktioniert, hat das Umweltbundesamt ein Mobilitätskonzept entwickeln lassen. 

Hier stellen wir Dir die wichtigsten Eckpunkte vor.

Warum braucht es überhaupt ein Mobilitätskonzept?

Sportliche Großveranstaltungen wie die EM 2024 gehen mit einem enormen logistischen Aufwand einher. Mannschaften, Betreuer, Pressevertreter und natürlich Zuschauer müssen sicher ins Land und zu den einzelnen Austragungsorten kommen. 

Die Städte, in denen die Spiele stattfinden, müssen sich auf das verstärkte Verkehrsaufkommen einstellen. Darüber hinaus sollen die vom Reiseverkehr verursachten Treibhausgasemissionen so gering wie möglich gehalten werden. 

Mobilitätskonzepte gehören daher bei der Ausrichtung von Großevents zum Standard und kamen unter anderem bei der WM 2022 in Katar zum Einsatz. Auch Mexiko arbeitet an einem solchen Konzept für die WM 2026.

Das Mobilitätskonzept für die EM 2024: Das sind die wichtigsten Eckpunkte

Das Mobilitätskonzept des Umweltbundesamtes, veröffentlicht unter dem Titel „Konzept nachhaltige Mobilität EURO 2024“, stellt die Förderung nachhaltiger Mobilität in den Vordergrund. 

Die zuvor durchgeführte „Konzept- und Machbarkeitsstudie zur klimaneutralen EURO 2024“ hat gezeigt, dass der Verkehr für rund 84 Prozent aller Treibhausgasemissionen während der EM 2024 verantwortlich sein wird. Der größte Anteil geht dabei auf den Flugverkehr zurück (64 Prozent), gefolgt vom PKW-Verkehr mit 14 Prozent. 

Auf öffentliche Verkehrsmittel wie Busse, Trams und S-Bahnen (1 Prozent), Fernzüge (3 Prozent) und Reisebusse (2 Prozent) entfällt dagegen nur ein kleiner Anteil der Treibhausgasemissionen. Der Fokus des Mobilitätskonzepts liegt daher darauf, den Flug- und PKW-Verkehr einzugrenzen und den ÖPNV zu stärken.

Die erarbeiteten Strategien lassen sich dabei auf zwei große Bereiche aufteilen:

  1. Verkehr zu und in den Austragungsstädten (Host Cities)
  2. Internationaler An- und Abreiseverkehr

1. Verkehr zu und in den Host Cities

Eröffnungsspiel, Gruppenspiele und die Finalspiele finden zur EM 2024 in den folgenden Städten statt:

  • Berlin, Olympiastadion, Kapazität: 74.475 Sitzplätze
  • Dortmund, Signal Iduna Park, Kapazität international: 65.800 Sitzplätze
  • Düsseldorf, Merkur Spiel-Arena, Kapazität international: 51.500 Sitzplätze
  • Frankfurt am Main, Commerzbank-Arena, Kapazität international: 48.000 Sitzplätze
  • Gelsenkirchen, Veltins-Arena, Kapazität international: 54.740 Sitzplätze
  • Hamburg, Volksparkstadion, Kapazität international: 44.683 Sitzplätze
  • Köln, RheinEnergieStadion, Kapazität international: 46.195 Sitzplätze
  • Leipzig, Red-Bull-Arena, Kapazität: 42.558 Zuschauer (Erweiterung auf 57.000 geplant)
  • München, Allianz Arena, Kapazität international: 70.000 Sitzplätze
  • Stuttgart, Mercedes-Benz-Arena, Kapazität international: 54.812 Sitzplätze

Um eine nachhaltige Mobilität zu fördern, setzt das Konzept des Umweltbundesamtes auf zwei Strategien: Der Individualverkehr per PKW soll unattraktiver, der ÖPNV zugleich attraktiver werden. Zum Einsatz kommen dabei sogenannte Push-Faktoren, die Menschen zu einer Änderung ihres Mobilitätsverhaltens bewegen sollen.

Maßnahme 1: Einschränkung des PKW-Verkehrs

Um den PKW-Verkehr zu und in den Austragungsorten zu reduzieren, sieht das Konzept unter anderem folgende Maßnahmen vor:

  • Einrichtung verkehrsberuhigter Zonen in Wohngebieten
  • Einschränkung des Parkangebots
  • Erhöhung der Parkgebühren
  • Stärkung des Radverkehrs, zum Beispiel durch Angebot von Leihfahrrädern, Fahrradrikschas und Ladestationen für E-Fahrräder

Maßnahme 2: Einsatz umweltfreundlicher Fahrzeugflotten

Komplett lässt sich der PKW-Verkehr zur EM 2024 allerdings nicht vermeiden. Damit Organisatoren, Dienstleistende und Versorger auf möglichst nachhaltige Weise in den Host Cities unterwegs sind, sollen umweltfreundliche Fahrzeugflotten zum Einsatz kommen, zum Beispiel Elektro- und Hybridfahrzeuge.

Maßnahme 3: Stärkung des ÖPNV

Möglichst viele EM-Besucher sollen mit Bus und Bahn zum Stadion fahren. Für die Host Cities bedeutet das: Sie müssen ihren Netzplan erweitern und die Beförderungskapazitäten erhöhen. 

Das Konzept schlägt außerdem das Angebot von Kombitickets vor, die den Eintritt ins Stadion mit einer kostenfreien Anfahrt im ÖPNV verbindet. Diese Maßnahme hat sich bereits bei der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006 sowie bei diversen Bundesligaspielen bewährt.

Maßnahme 4: Reisebusse, Shuttle-Busse und On-Demand-Verkehr

Für die Reise von Stadt zu Stadt kommt Reisebussen eine große Bedeutung zu. Ein Gruppenspiel findet in Berlin statt, das nächste Turnier in Hamburg und für ein Achtelfinale geht es dann vielleicht nach Köln. 

Aufgrund ihrer hohen Fahrgastkapazität haben Reisebusse eine wesentlich bessere Umweltbilanz als die Anreise per Pkw. Pro Fahrt können sie rund 50 Personen zum nächsten Austragungsort transportieren.

In den Host Cities selbst bilden Reisebusse eine wichtige Ergänzung zum ÖPVN. Der hohe Fahrgastandrang an den Spieltagen lässt sich mit den zur Verfügung stehenden Kapazitäten der örtlichen Verkehrsbetriebe nicht immer decken, insbesondere zu Stoßzeiten. 

In solchen Fällen kann zum Beispiel der Shuttle-Verkehr mit Bussen angeboten werden. Reisebusse bringen EM-Gäste vom Hotel oder einem zentralen Sammelpunkt aus zum Stadion und wieder zurück. Auf diese Weise entlasten sie Busse, Straßen- und U-Bahnen.

Das Mobilitätskonzept schlägt weiterhin eine Stärkung des On-Demand-Verkehrs vor. In auf Abruf bereitgestellten Pkw oder Bussen können EM-Gäste von Orten mit schlechter ÖPNV-Anbindung zum nächsten Verkehrsknotenpunkt oder direkt zum Veranstaltungsort fahren.

2. Internationaler An- und Abreiseverkehr nach Deutschland

Die EM 2024 zieht natürlich auch viele Gäste aus dem Ausland an. Die Anreise internationaler Fans verursacht fünfmal so hohe Treibhausgasemissionen wie der Reiseverkehr nationaler Fans. Insbesondere der Flugverkehr trägt zu dieser schlechten Umweltbilanz bei.

Um die Zahl an Flugreisen zu reduzieren, müssen attraktive Alternativen geboten werden. Das Mobilitätskonzept sieht zu diesem Zweck unter anderem diese Maßnahmen vor:

  • Erhöhung der Beförderungskapazitäten im ÖPNV
  • Einrichtung von Sonder- und Nachtzügen
  • Kombitickets auf internationaler Ebene
  • Attraktive Preisgestaltung für ÖPNV-Tickets

Für eine umweltfreundliche und sichere Anreise aus dem europäischen Ausland sind Reisebusse abermals unumgänglich. Wer zum Beispiel von Madrid nach Düsseldorf oder von Amsterdam nach Hamburg fahren möchte, ist im Reisebus schneller unterwegs als mit der Bahn und umweltfreundlicher als im Flugzeug. 

Mit Zwischenstopps, aber ohne Umstieg geht es über die Autobahnen zum Zielort. Das Gepäck lässt sich bequem verstauen, während Klimaanlagen, WiFi und Getränkeservice für mehr Komfort an Bord sorgen.

Fazit: Sinnvolles Konzept für nachhaltige Mobilität

Das Mobilitätskonzept für die EM 2024 führt viele durchdachte Maßnahmen auf, um die verkehrsbedingten Treibhausemissionen zur Europameisterschaft zu verringern. Der Fokus liegt dabei auf einer Stärkung des ÖPNV mit ergänzenden On-Demand-Angeboten. 

Die Vorschläge sind allerdings nicht bindend. Ob das Mobilitätskonzept erfolgreich umgesetzt wird, hängt stark von den örtlichen, nationalen und internationalen Verkehrsbetrieben ab. Damit Fahrgäste tatsächlich auf den ÖPNV umsteigen, müssen die Verkehrsbetriebe ausreichende Kapazitäten bereitstellen und attraktive Ticketpreise bieten. 

Reise- und Shuttle-Busse können eine sinnvolle Ergänzung zum ÖPNV darstellen und zu dessen Entlastung beitragen.

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